Dekarbonisierung von Geschäftsreisen- Was ist der größte (und kostengünstigste) Hebel?

Nachhaltigkeit durch Digitalisierung

Dekarbonisierung von Geschäftsreisen- Was ist der größte (und kostengünstigste) Hebel?

11. August 2023 Business Travel Dekarbonisierung Online-Meetings Remote Work Tools Umfragen & Daten Verteiltes Arbeiten Virtuelle Mobilität 0

Die Dekarbonisierung, also die Reduktion von CO2-Emissionen, ist eine zentrale Aufgabe für Unternehmen und Staaten, um Klimaneutralität zur erreichen. Neben den unternehmensinternen Emissionen wie z.B. aus Produktions- oder Dienstleistungprozessen, müssen aufgrund der gesetzlichen Vorgaben (z.B. CSRD-Richtlinie) zukünftig auch Daten und Ziele zu indirekten CO2-Emissionen veröffentlicht werden. Dazu gehören auch die Emissionen aus Dienstreisen, da sie häufig einen erheblichen CO2-Fußabdruck hinterlassen. In Europa machen Dienstreisen mit dem Flugzeug 12 Prozent des Passagieraufkommens aus, verursachen aber 30 Prozent der Emissionen. Die Dekarbonisierung von Geschäftsreisen ist daher ein wichtiger Hebel für Unternehmen, um ihre Klimaziele zu erreichen, aber auch andere Vorteile zu generieren (siehe unten). Eine Studie des Verbands Transport & Environment aus dem Jahr 2023 zeigt, dass von 230 der größten Unternehmen, 193 keine ausreichenden Ziele und Maßnahmen zur Reduktion ihrer Emissionen aus Dienstreisen haben. So haben z.B. die 9 untersuchten (börsennotierten) österreichischen Unternehmen keine konkreten Ziele zur Reduktion der Emissionen aus Dienstreisen und befinden sich alle in der letzten bzw. vorletzten Kategorie des Rankings.

Die 3 Wege zur Dekarbonisierung von Geschäftsreisen

Wie können nun die Emissionen aus Dienstreisen reduziert werden? In Anlehnung and die Pyramide einer klimaneutralen und nachhaltigen Mobilität steht an erster Stelle die Vermeidung, an zweiter Stelle die Verlagerung und an dritter Stelle die Verbesserung bzw. Effizienzsteigerung von Wegen bzw. Dienstreisen:

1. Dienstreisen vermeiden – Virtuelle Mobilität als größter Hebel zur Dekarbonisierung von Dienstreisen

Die nachhaltigste Geschäftsreise ist die, die gar nicht (physisch) stattfindet. Um den CO2-Ausstoß zu minimieren, sollten Unternehmen zunächst prüfen, ob eine Dienstreise bzw. persönliche Treffen wirklich notwendig sind und ob nicht virtuelle Kommunikationstools wie z.B. Videokonferenzen, Kommunikationsplattformen oder asynchrone digitale Arbeitsweisen, wie sie Full-Remote Unternehmen bereits seit vielen Jahren einsetzen, eine effektive Alternative sind. Unternehmen können hier mit klaren Zielen (z.B. mit einer nachhaltigen Business Travel Policy), sowie klimafreundlichen Reiserichtlinien (hier eine Auswahl von vorbildlichen Reiserichtlinien) und Entscheidungsprozessen für Dienstreisen, die Weichen für nachhaltigere Dienstreisen stellen. So zeigen Studien, dass sich rund 50 Prozent der internen, aber auch externen geschäftlichen Termine, ohne Qualitätsverlust rein online durchführen lassen. Laut dem Climeet-Klimarechner werden durch den Einsatz von virtueller Mobilität wie z.B. Videokonferenzen, anstelle von persönlichen Treffen bis zu 99 Prozent der CO2-Emissionen vermieden, bei Vermeidung von Flugreisen sogar 99,9 Prozent. Zur praktischen Umsetzung bietet die Initiative Climeet Unternehmen die Nutzung des Klimarechners, von Musterreiserichtlinien, sowie Daten und einen Überblick zu innovativen Methoden der Online-Zusammenarbeit. Aber neben der Erreichung von Klimazielen, spart virtuelle Mobilität auch Reisezeit und Reisekosten und punktet gerade auch bei jüngeren bzw. umweltbewußteren Mitarbeiter:innen, die zunehmend hybrid arbeiten wollen.

Eine weitere Option besteht darin, flexible Arbeitsmodelle wie Homeoffice und Remote-Arbeit zu fördern, um den Pendelverkehr bzw. Geschäftsreisen zu reduzieren, die z.B. durch die Pendler*innen Box praktisch unterstützt wird.

2. Umsteigen auf umweltfreundlichere Verkehrsmittel

Der Umstieg auf umweltfreundlichere Verkehrsmittel kann ebenfalls einen großen Beitrag zur Dekarbonisierung von Dienstreisen leisten. In Österreich ist das öffentliche Verkehrsnetz meist gut ausgebaut, wodurch die Nutzung von Bahnreisen anstelle von Inlandsflügen oder Kurzstreckenflügen innerhalb der EU eine nachhaltigere Option darstellt. Laut dem österreichischem Umweltbundesamt verursacht ein Inlandsflug etwa 100-mal mehr CO2-Emissionen pro Personenkilometer als eine Zugfahrt. So unterstützt die Initiative Travel Smart die Reduktion von geschäftlichen Flugreisen um 50 Prozent mit einem Travel Policy Toolskit. Zudem können Fahrgemeinschaften und Sharing-Konzepte, aber auch die gezielte Förderung des Fahrrad- und Fußverkehrs zu einer deutlichen Reduzierung der Emissionen (wie es z.B. das Vorarlberger Netzwerk Wirtschaft Mobil mit 14 Unternehmen und über 100.000 Mitarbeiter:innen zeigt) beitragen.

3. Verbesserung der Effizienz und Nachhaltigkeit von Dienstreisen

Bei der Organisation von Dienstreisen sollten Unternehmen im dritten Schritt darauf achten, effizientere und umweltfreundlichere Fahrzeugflotten (z.B. Elektrofahrzeuge mit Ökostrom geladen), aber auch nachhaltigere Unterkünfte und Meeting-Angebote mit einem nachhaltigen Energie- und Ressourcenmanagement gezielt zu bevorzugen (z.B. in Österreich Betriebe mit dem Umweltzeichen). Des Weiteren nutzen einige Unternehmen die Kompensation ihrer CO2-Emissionen durch die Unterstützung von Klimaschutzprojekten oder die Teilnahme an CO2-Kompensationsprogrammen, die jedoch zunehmend umstritten sind.

Der vielfältige Nutzen der Dekarbonisierung von Dienstreisen

Die Dekarbonisierung von Dienstreisen bietet nicht nur ökologische, sondern eine Vielzahl von weiteren Vorteilen für Unternehmen:

  1. Klimaziele erreichen: Die Reduzierung von Scope 3 Emissionen, insbesondere von Dienstreisen, trägt wesentlich zur Erreichung der Klimaneutralität eines Unternehmens bei. So können im Schnitt ca. 10 Tonnen CO2/Jahr und Mitarbeiter:in an direkten Reiseemissionen eingespart werden.
  2. Kostenersparnis: Durch die Einsparung von Flugreisen und die Förderung von Videokonferenzen können Unternehmen erhebliche Kosten reduzieren. So können im Schnitt ca. 4.700 Euro/Jahr und Mitarbeiter:in an direkten Reisekosten gespart werden. Die CO2-Vermeidungskosten von virtueller Mobilität wie Videokonferenzen zeigen, dass sie mit die kostengünstigste Möglichkeit zur CO2-Vermeidung sind.
  3. Wettbewerbsvorteil: Unternehmen, die frühzeitig auf Dekarbonisierung setzen, können sich als Vorreiter für nachhaltige Geschäftspraktiken positionieren und ihre Glaubwürdigkeit bei Kunden, Investoren und Partnern stärken.
  4. Risikominimierung: Die CSRD-Richtlinie und andere zukünftige Regelungen werden Unternehmen zur transparenten Offenlegung von Emissionen und klaren Zielen zur Emissionsreduktion zwingen. Wer hier nicht vorbereitet ist, riskiert Reputationsschäden.
  5. Innovation und Mitarbeiterbindung: Die Umstellung auf virtuelle Kommunikation und nachhaltigere Reisemethoden kann Innovationskraft fördern und Mitarbeiter:innen ansprechen, die Wert auf nachhaltige Unternehmenspraktiken legen.

Die Dekarbonisierung von Dienstreisen hat ökologische UND wirtschaftliche Vorteile

Zusammenfassend zeigt sich, dass die Dekarbonisierung von Dienstreisen nicht nur eine ökologische Notwendigkeit ist, sondern auch wirtschaftliche Vorteile und strategische Chancen bietet. Unternehmen, die sich aktiv auf die Reduzierung ihrer Scope 3 Emissionen, einschließlich der CO2-Fußabdrücke von Dienstreisen, konzentrieren, sind besser positioniert, um den zukünftigen Anforderungen an Nachhaltigkeit und Transparenz gerecht zu werden und gleichzeitig den Wandel hin zu einer klimafreundlicheren Zukunft zu gestalten.

Wir freuen uns auf Ihr Feedback zu diesem Beitrag und falls Sie mehr zum Thema Dekarbonisierung von Dienstreisen durch virtuelle Mobilität oder praktischen Strategien und Tools zur Umsetzung erfahren wollen, kontaktieren Sie uns gerne!